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Kinder – der schönste Lustkiller der Welt

Der Schwangerschaftstest ist positiv, ihr haltet euch in den Armen, Tränen der Freude. Die Welt steht still – für einen Moment. Und dann beginnt ein neues Kapitel. Eines, das erfüllt ist von Liebe, Windeln, Stillen, schlaflosen Nächten – und einer überraschenden Erkenntnis: Die schönste Nebensache der Welt verschwindet leise aus dem Beziehungsalltag.

Willkommen im neuen Leben. Mit Kind. Und ohne Sex.



Mit der Geburt eines Kindes startet im Körper der Frau ein Hormoncocktail, der Hollywoods dramatischste Liebesgeschichten in den Schatten stellt – allerdings ohne Happy End fürs Schlafzimmer.
 Oxytocin, das Bindungshormon, sorgt für Liebe und Nähe zum Baby. Gleichzeitig sinkt das Testosteron, das für Lust zuständig ist. Stillt die Frau, wird zusätzlich Prolaktin ausgeschüttet – das dämpft nicht nur den Eisprung, sondern auch die Libido. Der Körper ist auf Bindung und Versorgung gepolt – nicht auf Verführung und Verlangen.


Der schönste Lustkiller der Welt bringt ein Paar an den Punkt, an dem es sich neu erfinden darf.

Schlafmangel, Baby-Alltag, keine Zeit für uns


Die Realität mit einem Säugling (und später einem Kleinkind) ist oft das Gegenteil von sexy.
Wenn du seit drei Nächten nicht länger als zwei Stunden am Stück geschlafen hast, du von Spucktüchern, Still-BHs und Windelgeruch umgeben bist, dann sind erotische Gedanken ungefähr so präsent wie Steuererklärungen in den Flitterwochen.

Und während sie sich kaum wieder erkennt in ihrem neuen Körper, steht er da und fragt sich, wann er das letzte Mal berührt wurde – ohne dass dabei ein Baby auf dem Arm war.


Und der Mann?


Er steht oft daneben. Beobachtend. Irritiert. 
Da ist das Wunder Baby – und da ist sie, die Partnerin, die plötzlich nicht mehr nur Geliebte ist, sondern Mutter. Für manche Männer entsteht dabei ein innerer Zwiespalt: Die Partnerin wird zur "Heiligen", zur Mutter des eigenen Kindes – und damit verändert sich oft das erotische Bild, das man von ihr hatte.

Dazu kommt: Er sehnt sich nach Nähe, nach körperlicher Verbindung, nach der alten Spontaneität. Sie will – schlafen. Einfach nur schlafen.


Manchmal denkt er vielleicht: „Muss das Baby wirklich immer bei uns im Bett übernachten? Ich wünsche mir, meine Frau auch mal wieder ganz für mich zu haben.“ Diese Gedanken drängt er schnell wieder weg, weil er sie als egoistisch empfindet. Dabei ist das überhaupt nicht der Fall. Er darf diese Gefühle zulassen, denn er kann nichts dafür, dass er nicht den gleichen Hormoncocktail durchlebt hat wie seine Partnerin. Es ist vollkommen verständlich und legitim, dass er frustriert ist. Die entscheidende Frage ist, wie ihr beide gemeinsam damit umgeht. Wichtig ist, diese Emotionen wahrzunehmen und zuzulassen und vor allem darüber zu sprechen.


Frust. Schweigen. Streit.


Sexualität ist nicht nur körperlich – sie ist Verbindung, Selbstwert, Nähe.
 Fällt sie weg, entstehen Lücken. Und wenn man nicht offen darüber spricht, füllen sich diese Lücken mit Frust, Missverständnissen und manchmal auch Vorwürfen:
„Du willst nicht mehr.“
„Du verstehst mich nicht.“
„Es geht nie um uns.“

Der schönste Lustkiller der Welt ist da. Und bringt ein Paar an den Punkt, an dem es sich neu erfinden darf.


Was hilft?


1. Reden – nicht nur über das Baby

Sprecht über eure Bedürfnisse, Ängste, Wünsche – offen, ehrlich und ohne Schuld.


2. Körperliche Nähe ohne Druck

Umarmungen, Kuscheln, Küssen – ohne dass es gleich zum Sex führen muss. Nähe schafft Verbindung.


3. Zeit zu zweit schaffen

Einmal die Woche Oma, Babysitter oder befreundete Eltern aktivieren – ein Abend nur für euch. Nicht zum Schlafen. Zum Leben.


4. Neues Bild von Sexualität zulassen

Sex nach Kindern ist anders. Intimer. Vielleicht leiser, aber auch tiefer. Die alten Drehbücher dürfen umgeschrieben werden.


5. Geduld – mit dir, mit euch

Das Chaos vergeht. Die Kinder werden größer. Die Lust kommt zurück – vielleicht nicht von allein, aber sie lässt sich wieder einladen.


Denn am Ende ist es nicht der Sex, der eure Beziehung trägt – sondern die Nähe, die Bereitschaft zu verstehen, zu wachsen – gemeinsam. Und manchmal, ganz plötzlich, zwischen Wäschebergen, Milchflecken und Gute-Nacht-Geschichten, ist sie wieder da: die Lust. Leise. Echt.


Es ist absolut okay sich auf dem Weg dahin Unterstützung zu holen – gerade, wenn man merkt, dass man sich in Vorwurfsspiralen verliert und der Blick füreinander verloren geht. Als Mama von zwei Kindern weiß ich genau, wie herausfordernd diese Zeit sein kann. Wenn ihr euch jemanden an eurer Seite wünscht, der euch dabei supportet, freue ich mich von euch zu hören.


 
 
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